Wenn das Kind nicht in die Schule möchte
Kind Nummer 1 ist ein fröhliches Kind, eher zurückhaltend. Es redet viel und hat einen entsprechend guten Wortschatz, kennt die ersten Zahlen und Buchstaben und möchte sich ab und zu gerne im ersten Rechnen und Lesen versuchen. Als wir uns die Schule am Tag der offenen Tür angesehen haben, waren wir einer Klasse, in der wir sehr viele bekannte Kinder gesehen haben. Dennoch kamen wir nach Hause und mein Kind meinte zu mir: „Ich gehe nicht in die Schule!“ Zugegeben, da war ich zunächst geplättet. In der Schule hatten wir uns einige Spielzimmer angesehen und war begeistert. Ich hätte eigentlich gedacht, dass ich ab dem Tag nur noch von der Schule höre und wie toll es dort sein wird. Dennoch hörte ich in den nächsten Wochen immer wieder sofort die Ablehnung, sobald im Umfeld auch nur entfernt über Schule gesprochen wurde.
Mit viel Geduld und Spucke
Nicht aktiv gegen dieses Problem vorgehen zu können, hat mir wirklich den Schlaf geraubt. Ich selbst habe die Grundschulzeit in guter Erinnerung, weiß aber auch, dass es anders laufen kann. Viele Eltern haben mir von Mobbing in der Grundschule berichtet – was für mich bis dato undenkbar war. Einige waren sogar als Kind schon selbst betroffen, obwohl ich immer gedacht habe, dass es das zu meiner Zeit noch nicht gegeben hat. Nicht auszudenken, wenn eines meiner Kinder Mobbing-Opfer werden! Aber das ist wieder eine andere Geschichte. In den nächsten Wochen haben wir also das Thema „Lust auf Schule“ gemieden wie der Teufel das Weihwasser. In unauffälligen Momenten habe ich kurz positive Vergleiche zur Schule gezogen – so nach dem Motto: „Als wir in der Schule waren, hatten wir doch im Werkraum dieses Insektenhotel gesehen…“ und dann direkt das Thema wieder gewechselt, damit wir ja nicht weiter darüber sprechen. Gänzlich gebrochen haben wir die Unlust mit (Trommelwirbel) einem Schulranzen, der ganz plötzlich da war. Von unseren Nachbarn bekamen wir einen ausgedienten Schulranzen vermacht, den ich in Abwesenheit von Kind 1 einfach abgeholt habe. Kind 2 konnte den Ranzen dann mit stolzgeschwellter Brust überreichen und siehe da, auf einmal machte sich tatsächlich sogar so etwas wie Begeisterung breit. Den Schulranzen hat ja schon ein älteres Kind gehabt und sogar ein Turnbeutel war dabei. Zack – schon kippte die Stimmung von Unlust oder sogar Angst zur Vorfreude. Am Ende ist die Unsicherheit über das neue Leben in der Schule sicher noch nicht ganz verschwunden, was vermutlich normal ist. Wir haben jetzt aber eine gute Ausgangssituation, die uns positiv in die Zukunft blicken lässt.